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Wirtschaftswoche

Sparkassen schlagen Alarm: Drohen der Mittelschicht jetzt wirklich Pleite und Altersarmut?
Littmann, Saskia – Gestern um 12:12

Ein Netto-Haushaltseinkommen von 3600 Euro reicht bald nicht mehr, warnt der Sparkassenpräsident. Mehr als die Hälfte der Haushalte könne kein Geld mehr zurücklegen. Wie dramatisch ist die Lage? Ein Zahlencheck.

Helmut Schleweis sorgt sich um das Wohl der Sparer. Eine Sorge, die sozusagen zu seinem Amt gehört. Schließlich gilt das Hauptaugenmerk des Sparkassenpräsidenten den 361 Sparkassen in Deutschland, die unter anderem davon leben, dass Bürgerinnen und Bürger ihre Spargroschen dort deponieren.

Angesichts der horrenden Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln benötigten 60 Prozent der privaten Haushalte inzwischen jeden Monat ihre gesamten Einkünfte, um überhaupt die anfallenden Ausgaben zu decken, warnte Schleweis in den vergangenen Wochen mehrfach, zuletzt am Dienstag auf einer Pressekonferenz.

Der Sparkassenverband DSGV gibt an, dass Haushalte, die weniger als 3600 Euro netto im Monat zur Verfügung haben, zurzeit nichts zurücklegen können oder gar ins Minus rutschen und auf Ersparnisse zurückgreifen müssen, um ihre laufenden Kosten zu decken – wenn es denn Ersparnisse gibt.

Aber was sind das für Zahlen, mit denen die Sparkassen und ihr Präsident rechnen? Und wie dramatisch ist die Lage wirklich?

Tatsächlich verfügten 2021 laut Angaben des Statistischen Bundesamts 27,3 Millionen Haushalte in Deutschland über ein Nettoeinkommen von weniger als 3500 Euro. Bei 30,3 Millionen waren es weniger als 4000 Euro. Bei insgesamt rund 40,68 Millionen Privathaushalten entspricht das rund 67 beziehungsweise 74,5 Prozent. Damit könnte jetzt sogar ein deutlich höherer Prozentsatz als die von Schleweis genannten 60 Prozent kein oder nur wenig Geld auf die hohe Kante legen.

Das Pikante daran: Als Sparziel Nummer eins nennen deutsche Sparer in Umfragen zuverlässig die Altersvorsorge. In Schleweis‘ Warnungen schwingt also mit, dass die Bundesbürger wegen der hohen Preise im Supermarkt nicht mehr privat fürs Alter vorsorgen können.

Tatsächlich melden erste Sparkassen bereits ein verändertes Sparverhalten. Bei den Instituten in Hessen und Thüringen haben Kunden im ersten Halbjahr unterm Strich rund 50 Millionen Euro an Einlagen abgezogen. Über alle Sparkassen in Deutschland hinweg sind die Einlagen zuletzt dagegen leicht gestiegen, um 600 Millionen Euro im ersten Halbjahr.

Auch eine aktuelle Umfrage von Union Investment, der Fondsgesellschaft der Genossenschaftsbanken, deutet darauf hin, dass die Deutschen in Sachen Sparen pessimistischer werden. Demnach rechnen vier von zehn Befragten damit, dass sich ihre finanzielle Situation verschlechtern wird. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als im ersten Quartal dieses Jahres. Nur zwölf Prozent glauben, dass es besser wird.

Dennoch wollen viele Deutsche weiter Geld zurücklegen. Drei Viertel der Befragten legen Geld an; wer regelmäßig spart, legt meistens zwischen 100 und 250 Euro monatlich beiseite. Trotz der schwierigen Wirtschaftslage will mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer vorerst an ihrer Geldanlage festhalten. Das deutet darauf hin, dass bislang nicht die Altersvorsorge gekippt wird, um die Gasrechnung bezahlen zu können.

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Insgesamt ist die Lage aber in der Tat durchwachsen. So gehört Deutschland zwar traditionell zu den europäischen Ländern mit der höchsten Sparquote. Das Nettovermögen der Haushalte ist aber laut Europäischer Zentralbank (EZB) deutlich geringer als in Ländern wie Luxemburg, Italien oder Frankreich. Das liegt daran, dass die EZB auch Vermögen aus Grundstücken und Immobilien mit einbezieht. Anderswo in Europa besitzen deutlich mehr Menschen Wohneigentum als in Deutschland. Der Puffer für schlechte Zeiten ist in der Bundesrepublik also insgesamt nicht so groß wie in manchen anderen Ländern.

Und: Trotz hoher Ersparnisse droht das Vermögen der Deutschen zu schrumpfen. Das sagt nicht nur Schleweis. Davor warnte auch der Ökonom Timo Wollmershäuser vom Münchener Ifo-Institut kürzlich in einem Interview mit „Zeit Online“. Insbesondere die Mittelschicht habe im Frühjahr und Sommer 2022 mehr konsumiert als in anderen Jahren und dadurch Ersparnisse aufgezehrt. Ein Nachholeffekt der Pandemie sei das gewesen: Viele Verbraucher gaben zuletzt mehr Geld für Reisen, Hotelübernachtungen und Restaurantbesuche aus.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Während der Pandemie haben die Deutschen gespart wie die Weltmeister. Weil Geschäfte und Restaurants in den diversen Lockdowns immer wieder geschlossen hatten, gaben Verbraucher in den vergangenen zwei Jahren deutlich weniger Geld aus. Die Sparquote, die zwischen 1991 und 2019 im Schnitt bei 10,6 Prozent lag, kletterte im Jahr 2020 auf 16,2 Prozent. Auch im Folgejahr legten die Deutschen mit durchschnittlich 15 Prozent ihres Einkommens deutlich mehr Geld zurück als im langfristigen Mittel.

Corona unterschied sich dadurch klar von anderen Krisen. Im Nachgang der Finanzkrise 2008 etwa sank die Sparquote bis auf 9,3 Prozent. Die Pandemie hingegen, so Wollmershäuser, habe für eine Überschussersparnis von 200 Milliarden Euro gesorgt. Die kann nun erst einmal aufgezehrt werden und als Puffer dienen.

Ob der Sparkassenpräsident mit seinen Warnungen Recht behält, hängt letztlich von der Dauer der aktuellen Situation ab. Noch dürfte die Mittelschicht recht gut durch die Krise kommen. Verharrt die Inflationsrate langfristig auf einem Niveau von zehn Prozent oder gar mehr, wie es einige Ökonomen befürchten, ist die Überersparnis nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Dann dürften auch mehr als die Hälfte der Sparer ihre Geldanlage überdenken, und die private Altersvorsorge käme unter Druck.

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Von DEN Besten DER BESTEN…
Ob ihr es glaubt oder nicht ist mir … EGAL!

Huh…
Werde ich zur AußendingsBUMS?

🙂

Nein…
Ich war, ich bin…
Ich WERDE immer ich sein.