„Was mit dem Steuergeld passiert ist? Präsident Erdoğan warnt vor „Provokationen“
Fernsehbilder aus Elazığ, eine Stadt mit 600 000 Einwohnern, zeigen völlig in sich zusammengesackte mehrstöckige Gebäude, direkt neben unbeschädigt wirkenden Häusern. Insgesamt wurden 76 völlig zerstörte und 645 schwer beschädigte Gebäude gezählt. Das Beben löste in den sozialen Medien sofort wieder Debatten über Baumängel aus, und darüber, wie gut oder schlecht im Besonderen Istanbul auf ein mögliches Megabeben vorbereitet ist. Für die Millionenmetropole am Bosporus erwarten Experten schon seit Längerem ein schweres Beben, ohne natürlich einen Zeitpunkt angeben zu können. Twitternutzer fragten, für was die seit 1999 erhobene Erdbebensteuer verwendet worden sei, nachdem der Rote Halbmond alle Türken am Sonntag per SMS zu einer Spende von wenigstens zehn Lira (etwa 1,50 Euro) aufrief. Die Steuer war nach dem schweren Beben im August 1999 in der Region Gölcük, gut 100 Kilometer südöstlich von Istanbul, eingeführt worden. 18 000 Tote gab es damals. Zum 20. Jahrestag des Bebens hatte die Bauingenieurskammer von Istanbul gewarnt, schätzungsweise eine Million Gebäude in der Stadt seien nicht sicher.
Präsident Recep Tayyip Erdoğan flog am Samstag nach Elazığ, im Fernsehen sagte er: „Haben wir die Chance, ein Erdbeben zu stoppen? Nirgendwo auf der Welt gibt es das.“ Er warnte vor „Provokationen“ in den sozialen Medien. Innenminister Soylu twitterte, es sei „unmenschlich“, in dieser schweren Stunde über die „Erdebentauglichkeit der Türkei zu diskutieren“.
Feuerwehren aus vielen Städten der Türkei schickten Unterstützung ins Katastrophengebiet. Mehrere Tausend Helfer waren im Einsatz, sie bauten fast 10 000 Zelte auf. Auch Griechenlands Premier Kyriakos Mitsotakis bot Erdoğan Rettungsteams an. Die Beziehungen der beiden Nachbarländer stehen wegen des Streits um Gasbohrungen in der Ägäis eigentlich unter Dauerspannung. Kanzlerin Angela Merkel, die erst am Freitagabend die Türkei nach ihrem Besuch in Istanbul verlassen hatte, sicherte auch „tatkräftige Unterstützung“ zu und drückte ihr Mitgefühl aus.“
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/welt/erdbeben-in-der-türkei-wenn-die-erde-700-mal-bebt/ar-BBZlxKI?ocid=spartanntp