Man WIRD aber es WIRD zu spät sein

„Analyse von Thomas Jäger – Wer nur auf Putins Waffen und Soldaten blickt, versteht den Krieg nicht
Artikel von Von FOCUS-online-Experte Thomas Jäger • Gestern um 18:36

Wie lange Putins Krieg noch dauert, hängt nicht nur vom Kampfgeschehen, sondern auch von der internationalen Kooperation ab. Wenn Sie den Krieg in seiner ganzen Komplexität verstehen wollen, hilft Ihnen die Betrachtung von vier Dimensionen bzw. Kreisen.

„Wie lange wird Russlands Krieg noch dauern?“ Diese Frage zu stellen, ist ebenso verständlich wie die Antwort schwierig ist. Es überrascht deshalb nicht, dass die Prognosen sehr unterschiedlich ausfallen.

Mit Blick auf Putins Potentiale an Waffen und Soldaten sowie die strikte Repression und harte Propaganda in Russland sagen viele Beobachter, dass der Krieg noch lange andauern kann. Er könne noch viele Jahre lang geführt werden, denn niemand könne den russischen Herrscher daran hindern, zu versuchen, seine weitgesteckten Ziele durch rücksichtslose Gewalt gegen die Ukraine und die Teile der russischen Gesellschaft, die ihm dabei nicht folgen, zu erreichen. Und solange die Ukraine von ihren Unterstützern Waffen und Munition erhält, um sich verteidigen zu können, wird keine Seite im Krieg so erfolgreich sein, dass die Gegenseite nachgibt.

Die vier Kreise in der Analyse von Putins Krieg in der Ukraine
Andere hingegen sehen ein Ende der Kampfhandlungen in diesem Jahr voraus, weil beide Kriegsparteien erfahren, dass sie militärisch nicht mehr in erfolgreiche Offensiven übergehen können. Am konkretesten hat dies General Hans-Lothar Domröse formuliert, der für den Frühsommer einen Waffenstillstand prognostiziert, weil dann beide Seiten einsehen würden, dass sie mit militärischen Mitteln keinen Raum mehr gewinnen könnten. Das sei die Zeit für Waffenstillstandsverhandlungen. Verhandlungen über die politische Ordnung im Kriegsgebiet würden hingegen lange Zeit in Anspruch nehmen.

Ob diesen Entwicklungen so eintreten, bleibt abzuwarten. Eine Analyse des Kriegsgeschehens und seiner möglichen Entwicklungen muss jedoch über das Kampfgebiet hinausschauen und die unterschiedlichen politisch-ökonomischen Kreise um den Krieg mit in den Blick nehmen.

Vier Kreise sind hierbei zu unterscheiden und jeder Kreis stellt seine eigenen Herausforderungen und bietet den Kriegsparteien seine eigenen Chancen, die jeweilige Unterstützung zu sichern und den Gegner von Hilfsleitungen abzuschneiden.

Russland führt den Krieg seiner Wahl – die Ukraine verteidigt sich aus Notwendigkeit
Im inneren Kreis kämpfen Russland als Aggressor und die Ukraine als Verteidiger miteinander. Beide Seiten führen seit fast einem Jahr intensive Kämpfe miteinander. Diese Kämpfe konzentrieren sich auf das Territorium der Ukraine, Russland wird – von wenigen defensiven Luftschlägen abgesehen – von der Ukraine nicht angegriffen.

Russland hingegen hat sich von Beginn an nicht auf die militärische Auseinandersetzung konzentriert, sondern sogleich zivile Ziele – medizinische Einrichtungen, zivile Infrastruktur – angegriffen. Von Beginn an wurden Kriegsverbrechen als selbstverständliches Mittel der Kriegsführung eingesetzt.

Gleichzeitig müssen beide Kriegsparteien ein hohes Maß an internationaler Unterstützung organisieren, wobei dies für die Ukraine militärisch und wirtschaftlich überlebenswichtig ist, während Russland, das sich lange auf diesen Krieg vorbereitet hat, größere Bestände an Waffen und Munition vorrätig hat.

Auch die Bevölkerungsgröße und damit das Potential zur Mobilmachung sind unterschiedlich; in Russland leben etwa 100 Millionen Menschen mehr. Die russische Wirtschaft ist inzwischen auf Kriegswirtschaft umgepolt worden. Der größte Unterschied aber ist, dass die Kämpfe ausschließlich auf ukrainischem Territorium stattfinden und Russland jeden Angriff auf sein Land nuklear abschrecken kann. Das hat enorme militärische, wirtschaftliche und humanitäre Folgen, die in der Ukraine erlitten werden müssen. Russland führt den Krieg seiner Wahl. Die Ukraine verteidigt sich aus Notwendigkeit.

Die Ukraine könnte aus eigener Kraft den Krieg nicht lange führen
Im zweiten Kreis stehen die direkten Unterstützer der beiden Kriegsparteien. Auf der Seite Russlands Belarus, Nordkorea und der Iran. Auf der Seite der Ukraine die USA, Großbritannien, die EU-Staaten, Australien, Südkorea und einige Staaten mehr, die nicht nur direkte finanzielle, militärische und humanitäre Unterstützung leisten, sondern auch durch Sanktionen und diplomatischen Druck auf Russland versuchen, dessen Fähigkeit zur Kriegsführung einzuschränken.

Dieser zweite Kreis ist für die Ukraine wichtiger als für Russland, das jedoch derzeit spürbar auf militärische Güter aus Nordkorea und Iran angewiesen ist sowie die Bestände aus Belarus seinen Streitkräften schon eingegliedert hat. Die Ukraine könnte aus eigener Kraft den Krieg nicht lange führen, weil sie sich auf ihn nicht jahrelang vorbereitet hat. Anders als Russland, das aus jahrzehntealten Arsenalen schöpfen kann und sich jahrelang für diesen Angriff gerüstet hat.

China, Indien, Türkei: Der dritte Kreis ermöglicht die Fortführung des Krieges
Im dritten Kreis sind diejenigen Staaten zu verorten, die die Fortführung des Kriegs ermöglichen, indem sie den Aggressor nicht daran hindern, seinen Angriffskrieg fortzusetzen. Das sind vor allem China und Indien, die aus eigenem Interesse Russland eine gewisse diplomatische Rückendeckung geben, so dass die politische Isolation des Landes nicht vollständig ist, und die mit kräftigen Rabatten russisches Öl kaufen und damit die Finanzierung des Kriegs ermöglichen.

Auch die Türkei, Armenien, Kirgistan sowie Georgien gehören auf russischer Seite in den dritten Kreis, da sie durch die Ausweitung des Handels mit Russland die Umgehung der Sanktionen ermöglichen. Die Staaten handeln nicht aus Solidarität mit Russland, sondern aus eigenem nationalem Interesse, das wirtschaftlich und politisch teilweise mit den russischen Interessen übereinstimmt.

Auf ukrainischer Seite finden sich hier Staaten, die das Land in der Verteidigung zwar nicht unterstützen, aber die wenigen exportierbaren Produkte kaufen oder Geflüchtete aufgenommen haben.

Im vierten Kreis finden sich Staaten wie Südafrika und Brasilien
Im vierten Kreis befinden sich die anderen Staaten, deren Politik weder Russland davon abhält, den Krieg weiter führen zu können, noch die Ukraine effektiv unterstützt. Sie haben sich bisher in sehr großer Mehrheit auf die Seite der Ukraine gestellt, etwa wenn es in der Generalversammlung der Vereinten Nationen zu Abstimmungen zur Verurteilung des Kriegs kam. Hierzu zählen aber auch Staaten wie Südafrika und Brasilien, die mit Russland in der Organisation der BRICS-Staaten verbunden sind und die sich weigern, offiziell Russland wegen der Aggression zu verurteilen.

Beide Seiten, Russland und die Ukraine, versuchen auf die Staaten in den drei Kreisen um den Krieg Einfluss zu nehmen und setzen darauf, dass auch ihre Unterstützer in diese Richtung agieren. Dabei wird mit Priorität das Ziel verfolgt, Unterstützung für den Krieg zu erhalten.

Ohne die internationale Dimension ist der Krieg nicht in seiner ganzen Komplexität zu verstehen
Während die Ukraine sich hierbei auf eine Gruppe von fünfzig Staaten, zusammengeschlossen in der Ramstein-Kontaktgruppe, stützen kann, verfügt Russland über eine derartige kollektive Hilfe nicht. Die internationalen Organisationen, denen Russland angehört, haben sich nicht zur gemeinsamen Beihilfe des Landes zusammengefunden. Im Gegenteil haben einige Staaten wie Kasachstan den Krieg zur Distanzierung von Russland genutzt.

Wie lange der Krieg dauert, hängt nicht nur vom Kampfgeschehen, sondern auch von der internationalen Kooperation ab. Für die Ukraine ist dabei die militärische und wirtschaftliche Unterstützung überlebenswichtig. Für Russland ist es die Umgehung der Sanktionen.

Da der Krieg endet, wenn die Ukraine besiegt ist oder Russland die Kampfhandlungen einstellt, stellen sich hier eine Reihe von außenpolitischen Aufgaben für beide Seiten. Ohne diese internationale Dimension ist der Krieg nicht in seiner ganzen Komplexität zu verstehen.“

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/analyse-von-thomas-j%C3%A4ger-wer-nur-auf-putins-waffen-und-soldaten-blickt-versteht-den-krieg-nicht/ar-AA16X350?ocid=msedgntp&cvid=0f88ca37bae7405ab4de3c648e779b70

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NICHT DIE Türkei, Tayyipistan hilft

„Ukraine-Krieg – Die Türkei hilft, deutsche Elektronik in russische Raketen zu schleusen
Artikel von Von FOCUS-online-Redakteur Christian Masengarb • Vor 3 Std.

Trotz westlicher Sanktionen gegen russische Rüstungskonzerne schlagen in der Ukraine weiter Raketen ein, deren Elektronik in Deutschland, der EU und Nordamerika hergestellt wurde. Die Türkei verdient dabei offenbar mit.“

https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/ukraine-krieg-die-t%C3%BCrkei-hilft-deutsche-elektronik-in-russische-raketen-zu-schleusen/ar-AA16ZlZR?ocid=msedgntp&cvid=0f88ca37bae7405ab4de3c648e779b70

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